NatUrWald

In Naturwäldern, die auch als Naturwaldreservate oder unbewirtschaftete Wälder bezeichnet werden, befinden sich Bäume jeglichen Alters. Es handelt sich um stillgelegte Flächen, die aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen wurden.

Im Naturwald können Bäume doppelt so alt werden wie in einem Wirtschaftswald. Besonders alte Bäume oder Bäume, die sich in der Zerfallsphase befinden, stellen für andere Lebewesen vielfältige Lebensräume bereit. Daher sorgt ein Naturwald für eine höhere Biodiversität als ein Wirtschaftswald.

Für eine natürliche Entwicklung des Waldes werden große und zusammenhängende Flächen benötigt. Viele Arten benötigen ein bestimmtes Habitat, sodass die verschiedenen Waldentwicklungsphasen gleichzeitig bereitgestellt werden müssen.

Die wenigen erhaltenen europäischen Urwälder in Rumänien

In kleinen Schutzregionen sind die Eingriffe durch den Menschen häufig zu einschneidend. Holztransportwege, präventive Fällungen von alten Bäumen oder von schädlingsbefallenen Bäumen erschweren die natürliche Entwicklung eines Waldes.

Große Areale mit Naturwald können in der Zukunft wegweisend für die Klimaanpassung der Wirtschaftswälder werden. In dieser Hinsicht und im Hinblick auf das Zusammenspiel des Waldökosystems besteht noch immenser Forschungsbedarf.

Ohne den Menschen wäre Deutschland von einem Laubwald überzogen. Nur in den Hochlagen der Alpen oder Mittelgebirge würden Nadelbäume wachsen. Der dominierende Baum wäre mit Ausnahme von sehr trockenen oder sehr feuchten Gebieten die Buche.

Die natürliche Waldentwicklung wurde durch die menschliche Nutzung stark beeinflusst. Im 19. Jahrhundert sind die letzten Stücke des Urwaldes verschwunden, sodass nur noch Wälder mit urwaldähnlichen Merkmalen in Deutschland zu finden sind. Nutzungsfreie Wälder brauchen viel Zeit, um sich wieder in einen Urwald transformieren zu können. Waldflächen benötigen jahrelange Wirtschaftsruhe, damit sich die ursprüngliche Biodiversität wieder entfalten kann.

Von der traditionellen Forstwirtschaft wird häufig behauptet, dass Naturwälder stärkere CO2–Quellen darstellen würden und gleichzeitig eine geringere Diversität aufweisen würden. Die durchschnittliche „Lebenszeit“ der Bäume im Wirtschaftswald liegt bei 76 Jahren. Zu Beginn der Anpflanzung absorbiert der Jungwald in den ersten 20 Jahren weniger CO2 als dessen CO2 –Freisetzungsrate.

Urwaldähnliche Wälder enthalten viel Biomasse, welche COüber eine lange Zeit speichern kann. Zudem befinden sich größere Vorkommen an Totholz in naturbelassenen Wäldern, die ebenfalls CO2 binden.

Bauholz wird im Durchschnitt mit einer fünfzigjährigen Bestandsdauer angegeben. Möbel werden auf 25 Jahre und Papier bzw. Pappe auf drei Jahre geschätzt im Hinblick auf deren Gebrauchsdauer geschätzt. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Bestandszeit von 21 Jahren, was im Vergleich zu 40 bis 50 Jahren Verweildauer in Form von Totholz äußerst gering ist.

Daher sollte das Mantra, Holzprodukte seien nachhaltig und würden eine Lösung gegen den Klimawandel darstellen, immer kritisch hinterfragt werden.

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