Der Wirtschaftswald

Im Wirtschaftswald dominiert die Betriebsform des Altersklassenwaldes. Bäume werden angepflanzt und nach einer bestimmten Zeit wieder geerntet, sodass alle Bäume das gleiche Alter aufweisen. Diese Bewirtschaftungsmethode wird limitiert durch extreme Wettereignisse wie Dürre oder Starkregen und durch Schädlingsbefall.

In bewirtschafteten Wäldern werden Baumarten angepflanzt, die eine hohe Rentabilität versprechen. Daher ist in Deutschland die Anpflanzung von Nadelgehölz, welches schnell und gerade wächst, weitverbreitet, allerdings entstehen bei der Verrottung der Nadeln Säuren, die sich negativ auf den Boden auswirken. Eine Versauerung der Böden, die ebenfalls durch die Landwirtschaft begünstigt wird, ist das Resultat.

Ein Altersklassenwald

Der deutsche Wald besteht zu 54 Prozent aus nicht standortheimischen Nadelbäumen, die zur Hälfte als Monokultur angelegt sind. Laut Schätzungen des Bundesamtes für Naturschutz wächst auf 80 Prozent der Flächen in Deutschland ein Wald, der ohne menschlichen Eingriff dort nicht wachsen würde. Auf einem Viertel der Waldflächen wachsen Fichten, welche an kalte Winter und ganzjährig verfügbare Feuchtigkeit angepasst sind. Im Norden und Osten überwiegt die Kiefer, die derzeit etwa auf 23 Prozent der Waldflächen angebaut wird. Nur in 3,5 Prozent der Fälle sind die Bäume über 160 Jahre alt.

Im Hinblick auf den Klimawandel soll zukünftig auf Bäume wie die Douglasie oder die Roteiche zurückgegriffen werden. Zu bedenken ist, dass Bäume zunächst über lange Zeit wachsen und die Veränderungen des Klimas nicht genau vorhersehbar sind.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass Waldbäume Teil einer über lange Jahre gewachsenen Lebensgemeinschaft sind. Das komplexe Ökosystem besteht unter anderem aus dem symbiotischen Zusammenwirken von Bäumen und Pilzen, speziell den Mykorrhizapilzen. Diese wachsen außen an den Baumwurzeln und versorgen diese mit Nährsalzen und Wasser, was besonders in Trockenzeiten überlebenswichtig sein kann. Im Gegenzug erhält der Pilz Sauerstoff. In einem Buchenwald wird etwa ein Drittel der Photosyntheseleistung den Pilzen zur Verfügung gestellt. Standortferne Bäume verfügen über eine andere Genetik, weswegen sie nicht immer mit dem vorhandenen Mykorrhizapilz harmonieren können.

Wälder haben einen großen Einfluss auf das Grundwasser. Die Grundwassereinspeisung ist unter Buchenwäldern drei- bis fünfmal so groß wie unter Kieferforsten. In einem Laubwald mit einem hohen Totholzanteil können zudem bis zu 12 Grad Celsius niedrigere Oberflächentemperaturen herrschen als in einem vorratsarmen Kiefern- oder Mischbestandswald. Besonders in Dürreepisoden ist sowohl ein kühles Mikroklima als auch eine hohe Grundwasserspeicherung von Vorteil.

In Wäldern und selbst in Naturschutzgebieten nimmt die Anzahl der Insektenarten ab. Neben der Lebensraumreduktion durch menschliche Flächennutzung sind übermäßige Düngung und Pestizideinsätze für diese Entwicklung verantwortlich. Selbst in Wäldern werden chemische Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt, denn Schädlinge vermehren sich durch Monokulturen, fehlendem Totholz für die Entwicklung von natürlichen Fressfeinden und Dürreperioden übermäßig.

Grundsätzlich ist zwar der Pestizideinsatz durch Flugzeuge nach dem EU-Recht verboten, aber diverse Ausnahmen sind möglich, so lange sie ein vertretbares Maß einhalten. Allerdings leben beispielsweise in der Krone einer Eiche mehr als 500 Käferarten und 180 Großschmetterlingsarten, welche beim Einsatz von Pestiziden etwa gegen den Eichenprozessionsspinner getötet werden. Die natürlichen Gegenspieler werden vernichtet, was in der Folge wiederum einen vermehrten Einsatz von Pestiziden nach sich zieht. Ein sich negativ verstärkender Teufelskreis entsteht.

Besonders der Klimaschutz führt zu einer intensiveren Nutzung der Wälder. Das geerntete Holz aus Wirtschaftswäldern wird zu einem Drittel als Feuerholz genutzt. 80 Prozent des in Deutschland gewonnen Buchenholzes wird als Brennholz verwendet, was damit zu begründen ist, dass die Holzindustrie sich auf Nadelhölzer spezialisiert hat. Dabei ist Holz im Vergleich zur Kohle weniger energieeffizient.

Im Hinblick auf den Klimawandel werden die weiteren Ökosystemleistungen des Waldes, wie Kühlung der Landschaft oder Regulierung des Wasserhaushaltes, nicht ausreichend gewürdigt. Der Zustand des Waldes ist nicht nur durch die intensive Nutzung und damit verbundene Kahlschläge und Schädlingsbefall, sondern auch durch die Extremwetter gefährdet, der Klimawandel verschlimmert die Situation zudem.

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